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Musterschüler*in werden

Was ist eigentlich ein*e Musterschüler*in? Und warum sollte man das werden wollen? Braucht man dafür irgendwelche besonderen Lerntechniken oder steckt noch etwas Anderes dahinter? In dieser Rubrik wollen wir Euch Tipps geben und unsere persönlichen Erfahrungen darin teilen, wie man nicht nur im Allgemeinen, sondern auch in bestimmten "Problemfächern" wie zum Beispiel Mathematik oder Physik besser wird. 

  • AutorenbildConrad Borchers

In drei Stufen zum Lernprofi - Zeitversetzt spart Zeit (2/3)



 

In drei Stufen zum Lernprofi:

 

Stell Dir vor, Du möchtest in 6 Monaten einen Marathon laufen. Ich weiß zwar nicht, wie es Dir geht, aber ich könnte keinen halben, wahrscheinlich sogar nicht einmal einen Viertelmarathon laufen, oder zumindest nur mit sehr viel Mühe. Bedeutet: Training ist notwendig! Wie würdest Du also Deine 6 Monate einteilen, um am Ende heil über die Zielgerade zu kommen? Würdest Du (a) drei Tage vor dem Marathon jeden Tag einen Halbmarathon laufen oder (b) jeden zweiten Tag 3-5 Kilometer (und später immer längere Distanzen) laufen?


Natürlich klingt die zweite Option wesentlich vielversprechender. Insbesondere, weil man dann am Tag des Marathons nicht so erschöpft starten würde. Wenn es um das Lernen vor Prüfungen geht, nehmen viele dennoch die Option (a) und lernen erst ein paar Tage vor der Prüfung bis in die Nacht hinein. Die Gründe? Erstens, Option (b) erscheint (!) auf den ersten Blick anstrengender und erfordert mehr Disziplin. Zweitens fehlt es oft an konkreten Techniken und Know-How, Lernpläne zu schreiben, die gleichzeitig zeitlich optimiert und umsetzbar sind.


Um ein Lernprofi zu werden, musst Du nicht gleich jeden zweiten Tag intensiv lernen. In diesem Beitrag möchte ich Dir vielmehr zeigen, dass es sich sehr lohnt, zeitversetzt, also regelmäßig ein bisschen, zu lernen. Wenn Du dieses Prinzip einmal verinnerlicht hast, wirst Du schon bald Deinen ersten individuellen “Trainingsplan” erstellen können. Das beste? Ich garantiere Dir, dass Du auf lange Sicht mit dieser Methode sogar Zeit sparst.


Alles, was wir lernen, werden wir irgendwann einmal vergessen - außer wir wiederholen es und wenden es an. Stell Dir vor, Du hast 100 Englischvokabeln gelernt. Wenn es Dir wir mir geht, hast Du am nächsten Tag ca. 50 Vokabeln, also die Hälfte davon, vergessen. Einen weiteren Tag später nochmal 50% dieser 50% - macht gerade einmal 25 schlappe Vokabeln, an die Du Dich nach 2 Tagen noch erinnern kannst. Wenn Du vor dem Einschlafen allerdings die 100 Vokabeln noch einmal aktiv erinnerst, dann hast Du am nächsten Tag vielleicht nur ein Viertel, also 25 Vokabeln, vergessen. Bleiben noch ganze 75 Vokabeln. Wenn Du dann am nächsten Tag noch einmal die Vokabeln wiederholst, vergisst Du womöglich täglich nur noch ein Achtel der gelernten Vokabeln. Bemerkst Du einen Trend? Wenn wir jeden Tag nur einen kleinen Anteil vergessen, können wir uns langfristig einfach viel mehr merken. Wie können wir es also schaffen, täglich nur wenige Vokabeln, sagen wir 10%, zu vergessen? Die Antwort lautet: Zeitversetztes Wiederholen. Schaue Dir einfach mal diese Grafik in Ruhe an:

 

Schematische Vergessenskurve für 100 Vokabeln über 1 Woche nach 1, 2 und 3 Wiederholungen

Quelle: Eigene Darstellung

 

Wie Du an der unteren, schwarzen Linie sehen kannst, vergisst jemand, der nur einmal die Vokabeln gelernt hat, sehr schnell so gut wie alle Vokabeln. Die Person mit der oberen, blauen Linie hat hingegen schon dreimal die Vokabeln zeitversetzt wiederholt. Auch nach ein paar Tagen ist das meiste noch abrufbar. An dieser Stelle reicht es also, nach ungefähr 5 Tagen die Vokabeln erneut zu wiederholen. Danach vielleicht nach weiteren 10 Tagen, danach nach 30 Tagen. Du siehst, wenn man Vokabeln oft genug und an genau der richtigen Stelle wiederholt (anfangs häufig, später immer seltener), dann kann man sich viel mehr Informationen über einen sehr langen Zeitraum merken - denn natürlich kommen nach ein paar Tagen neue Vokabeln dazu, die man dann nach der gleichen Methode wiederholen kann.


Jetzt wirst Du Dich sicherlich fragen: “Woher weiß ich, wann der optimale Zeitpunkt ist, um Inhalte erneut abzurufen?”. Das ist natürlich eine Kunst für sich. Beispielsweise haben Forscher:innen herausgefunden, dass die Erinnerung (also die Vergessenskurve) besonders gestärkt wird, wenn man abends vor dem Schlafengehen Gelerntes noch einmal wiederholt. Glücklicherweise können wir in der heutigen Zeit allerdings auch Software verwenden, die uns eine Schätzung des perfekten Zeitpunktes ausrechnet und uns beim Lernen begleitet. Eine solche Software mit dem Namen “Anki” werde ich Dir im dritten und letzten Teil dieser Beitragsreihe vorstellen.


 

CONRAD BORCHERS

Hi! Mein Name ist Conrad und ich studiere aktuell Psychologie in Tübingen. Bei Aelius bin ich insbesondere im Ideellen Förderprogramm aktiv und führe dort z.B. Workshops zum Thema Lernkompetenz durch. Hierüber drehen sich auch meine Blogbeiträge. Bei weiterführenden Fragen oder Anmerkungen kannst Du Dich jederzeit unter conrad.borchers@aelius-foerderwerk.de bei mir melden!

 

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