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Musterschüler*in werden

Was ist eigentlich ein*e Musterschüler*in? Und warum sollte man das werden wollen? Braucht man dafür irgendwelche besonderen Lerntechniken oder steckt noch etwas Anderes dahinter? In dieser Rubrik wollen wir Euch Tipps geben und unsere persönlichen Erfahrungen darin teilen, wie man nicht nur im Allgemeinen, sondern auch in bestimmten "Problemfächern" wie zum Beispiel Mathematik oder Physik besser wird. 

  • AutorenbildConrad Borchers

In Drei Stufen zum Lernprofi - Mit Karteikarten zum Erfolg (3/3)


 

In drei Stufen zum Lernprofi:

 

In den letzten beiden Beiträgen der Serie “In Drei Stufen zum Lernprofi” habe ich Dir die beiden wichtigsten Prinzipien erfolgreichen Lernens erläutert: Aktives Abrufen [Link Teil 1] und zeitversetztes Wiederholen [Link Teil 2]. In diesen Artikeln habe ich Lernen wiederholt mit Sport verglichen, da Lernen zwar oft a) anstrengend ist, aber auch b) trainiert werden kann und insbesondere c) Spaß machen kann, wenn man am Ball bleibt. Die Sportmetapher zeigt: Es reicht nicht aus, nur zu wissen, wie man optimal trainiert, sondern man muss die Lerntechniken natürlich auch anwenden und umsetzen. In diesem Sinne möchte ich Dir im 3. Teil der Serie “In Drei Stufen zum Lernprofi” konkrete Tools und Ideen vorstellen, mit denen Dir die Umsetzung und der Weg zum Lernprofi gelingt.


1. Karteikarten und Anki

 

Screenshot aus der Anki App beim Lernen einer neuen Karteikarte

 

Anki ist eine kostenlose, digitale Karteikarten-App für Windows, MacOS und Linux. Der Name Anki kommt aus dem Japanischen und bedeutet in etwa “Auswendiglernen”. Auf dem ersten Blick denkst Du Dir bei diesem Namen vielleicht, dass Anki nur für Vokabeln oder für andere Dinge, die man auswendig lernen muss, geeignet ist. Anki eignet sich allerdings für eine ganze Reihe an Anwendungen, da man problemlos Texte, mathematische Formeln, Audiospuren und sogar Bilder (z.B. Screenshots) in die Karteikarten einbinden kann. Man könnte also beispielsweise eine Karteikarte erstellen die ein politisches Modell abfragt, z.B. das Gesetzgebungsverfahren im Bundestag. Du würdest dieses Modell dann aktiv abrufen und beispielsweise ein Schaubild auf der Rückseite der Karteikarte eingefügt haben, um zu überprüfen, ob du das Modell gut erklärt hast. Die potentiellen Anwendungen von Anki sind also nahezu grenzenlos: Eine Wortdefinition lernen? Teste Dich mit einer Anki-Karte. Einen Vortrag ohne Spickzettel halten? Präge Dir den Ablauf Deines Vortrags mit einer Anki-Karte ein. Wichtige Quellen und Fakten für eine Debatte parat haben? Mit Anki kein Problem. Dabei ist das Prinzip hinter Anki einfach: Schreibe eine Karteikarte, lege Sie auf Deinen Stapel ab, wiederhole die Karte und schätze ein, wie schwer das Wiederholen der Karte war. Anki berechnet dann automatisch, wann Du die Karte optimalerweise wiederholen solltest und packt sie zum entsprechenden Zeitpunkt zurück auf Deinen Stapel. Jeden Tag hat man dann ganz entspannt eine Auswahl an Karten, die man zu wiederholen hat. Für den Anfang reicht es allerdings auch aus, alle 2 bis 3 Tage den Stapel zu wiederholen.


Warum ist Anki so effektiv? Sie integriert die beiden wichtigsten Lernprinzipien, aktives Abrufen und zeitversetztes Wiederholen! Einerseits kann man die Rückseite der Karteikarte natürlich nicht sehen, also muss man sich aktiv an sie erinnern. Andererseits gibt man bei Anki nach jeder Karteikarte an, wie gut man sich an die Karte erinnern konnte (“nochmal” [Inhalt vergessen], “schwer”, “gut” oder “einfach”), worauf die Einschätzung des optimalen nächsten Zeitpunkts der Wiederholung basiert - zeitversetztes Wiederholen.


Hier kannst Du Anki kostenlos herunterladen: https://apps.ankiweb.net/. Unter Studierenden der Fächer Human-, Tier- und Zahnmedizin, Psychologie und Jura ist Anki besonders populär, so dass man im Internet einige Tutorials dazu finden kann, wie man Anki effektiv verwendet, beispielsweise auch auf mobilen Endgeräten wie Smartphones.


2. Aktives Lesen

Lesen ist auch eine prima Gelegenheit, aktives Abrufen zu trainieren, insbesondere bei Sachbüchern wie z.B. deinem Geschichtsbuch in der Schule. Ein typisches Problem beim Lesen ist, dass man sich nach ein paar Tagen oder Stunden nur an wenige Details erinnern kann, die man gelesen hat. Eine mögliche Strategie ist es, nach jedem Abschnitt oder jeder Seite das gelesene aktiv abzurufen. Man könnte sich z.B. fragen: “Was ist die wichtigste Idee in diesem Abschnitt gewesen?” oder “Wie würde ich diesen Abschnitt erklären, wenn mich jemand fragen würde, worum es ging?”. Manche Lernprofis machen sich sogar Anki-Karteikarten während sie lesen, um die Inhalte auch später zu wiederholen und dadurch besser erinnern zu können. Wenn Du später einmal studieren möchtest, dann wird Lesen ein wichtiger Teil Deines Studiums sein. Es lohnt sich also, schon einmal aktives Lesen zu üben um Dein individuelles Lesetempo beim aktiven Lesen kennenzulernen.


3. Das wichtigste auf einen Blick


Zum Abschluss kommt hier noch eine Checkliste mit den wichtigsten Takeaways aus der Reihe “In Drei Stufen zum Lernprofi”:

  1. Aktives Abrufen: Aktives Abrufen ist eine der effektivsten Lernmethoden, das zeigen auch zahlreiche Befunde aus der Wissenschaft. Gleichzeitig zeigt aktives Abrufen, dass erfolgreiches Lernen zu einem gewissen Grad anstrengend ist. Ich empfehle, aktives Abrufen wie eine Sportübung zu sehen und es langsam aber sicher immer mehr beim Lernen zu praktizieren.

  2. Zeitversetztes Wiederholen: Menschen vergessen gelernte Informationen unheimlich schnell. Wer sich etwas langfristig merken möchte, muss gelernte Information zeitversetzt wiederholen. Der Trick ist, Informationen am Anfang häufig und später immer seltener zu wiederholen. Bei richtigem Timing der Wiederholungen kann man sich so eine sehr große Menge an Informationen über lange Zeit zuverlässig merken.

  3. Anki: Computer Software ermöglicht es, spielend leicht den optimalen Zeitpunkt zum zeitversetzten Wiederholen auszurechnen. Anki ist eine kostenlose und leicht zu erlernende Software, die aktives Abrufen und zeitversetztes Wiederholen integriert.

  4. Aktives Lesen: Lesen ist eine hervorragende Gelegenheit, aktives Abrufen zu trainieren und das Gelesene besser zu verstehen und zu erinnern. Probiere doch demnächst einmal, nach jeder gelesenen Seite inne zu halten und das Gelesene, ohne in das Buch zu schauen, aktiv abzurufen und im Kopf für dich zusammenzufassen.

  5. Anwendung: Lernprofi zu werden braucht regelmäßiges Training! Aktives Lesen zeigt, dass Du aktives Abrufen jederzeit trainieren kannst. Wie wäre es, wenn Du das nächste Mal wenn Du eine Gruppe neuer Leute kennenlernst, die Namen der Personen ein paar mal aktiv abrufst, um sie nicht zu vergessen? Oder vielleicht probierst Du es demnächst einmal aus, ohne Einkaufsliste Shoppen zu gehen? Der Anwendung des aktiven Abrufens sind keine Grenzen gesetzt.


Das ist das Ende der Reihe “In Drei Stufen zum Lernprofi”. Ich hoffe, dass Dir die drei Artikel auf Deinem Weg zu Lernprofi weitergeholfen haben. Solltest Du weiterführende Fragen haben oder mehr zum Thema Lernen erfahren wollen, dann melde Dich unter conrad.borchers@aelius-foerderwerk.de - ich freue mich auf Deine Nachricht!

 

CONRAD BORCHERS

Hi! Mein Name ist Conrad und ich studiere aktuell Psychologie in Tübingen. Bei Aelius bin ich insbesondere im Ideellen Förderprogramm aktiv und führe dort z.B. Workshops zum Thema Lernkompetenz durch. Hierüber drehen sich auch meine Blogbeiträge. Bei weiterführenden Fragen oder Anmerkungen kannst Du Dich jederzeit unter conrad.borchers@aelius-foerderwerk.de bei mir melden!

 

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