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Musterschüler*in werden

Was ist eigentlich ein*e Musterschüler*in? Und warum sollte man das werden wollen? Braucht man dafür irgendwelche besonderen Lerntechniken oder steckt noch etwas Anderes dahinter? In dieser Rubrik wollen wir Euch Tipps geben und unsere persönlichen Erfahrungen darin teilen, wie man nicht nur im Allgemeinen, sondern auch in bestimmten "Problemfächern" wie zum Beispiel Mathematik oder Physik besser wird. 

  • AutorenbildStephan Pflaum

Was ist Mentoring und was habe ich davon?



1. Was ist ein:e Mentor:in eigentlich?

Kennt Ihr Odysseus? Er war ein antiker, griechischer Held.¹ Aufgrund eines göttlichen Fluches konnte er nach einem Eroberungszug nicht nach Hause zurückkehren und musste 20 Jahre lang auf dem Mittelmeer herumirren und Abenteuer bestehen. Daher kommt auch der Begriff der Odyssee für eine Irrfahrt. Durch seine Abwesenheit machte er seine Frau Penelope zur antiken Alleinerziehenden ihres gemeinsamen Sohnes Telemachos. Telemachos war als Sohn eigentlich der Herr im Haus.² Dieses Vorrecht machten ihm allerlei andere männliche Fürsten streitig, bevormundeten ihn und belästigten seine Mutter. Den Göttern sei Dank gab es im Haus noch den alten und weisen Mentor, einen guten Freund des Odysseus. In den schweren Zeiten stand er dem Telemachos mit Rat und Tat zur Seite, bildete ihn aus und bereitete ihn auf den Tag vor, an dem er sich seine Rechte erstreiten soll: der:die erste Mentor:in. Und genau hier sieht man, warum Gendern so wichtig ist. Denn es war kein Mann, sondern die Göttin Athene, die in Gestalt des Mentors zu Telemachos sprach.


Die Geschichte mag alt sein. Aber sie lässt sich doch leicht auf die Gegenwart übertragen. Meine Eltern waren zwar nicht alleinerziehend. Aber mein Bruder und ich wir waren die ersten in der Familie, die Abitur machten und zu einem Studium in die Welt aufbrachen. Als Handwerker:innen - sie hatten eine Metzgerei - wussten und konnten meine Mutter und mein Vater zwar viel auf ihrem Gebiet und halfen uns, gegen den Widerstand vieler Lehrer:innen bis zum Abitur und mit guten Noten durchzuhalten. Aber sie wussten halt nicht, wie man die ersten Semester in einem Studium überlebt. Gerne hätte ich damals jemanden an meiner Seite gehabt, der:die mir mit seiner:ihrer eigenen Erfahrung zur Seite steht und mir den einen oder anderen akademischen Fehltritt erspart hätte: eine:n Mentor:in.

 

¹ Ich lass das “Held” jetzt mal so stehen. Denn er war auch ein Eroberer, der gemeinsam mit anderen Griechen die Stadt Troja wegen einer Frau brandschatzte und deren Bevölkerung tötete. Und auf seiner Irrfahrt nach Hause lud er sich permanent als Gast selbst ein. Wer mehr erfahren will, findet hier ein tolles Hörbuch.


² Eine ebenso antike Auffassung davon, dass jemand der Herr im Haus sein muss, obwohl die Frau des Hauses eigentlich ganz gut allein zurechtkommt.

 

2. Wo finde ich eine:n Mentor:in?

Wenn Ihr diesen Blogbeitrag lest, seid Ihr schon auf dem besten Weg zu Eure:m:Eurer Mentor:in oder neudeutsch: Buddy. Aelius bietet Euch mit Dialog Chancen ein gutes Mentoringprogramm. Und man muss es nicht bei einer Person als Mentor:in belassen. Ganz im Gegenteil: Baut Euch ein breites Netzwerk an Mentor:innen auf. Ihr werdet sie in unterschiedlichen Phasen Eurer Ausbildung und Eurer Karriere brauchen.



Ich selbst leite an der LMU München ein großes Mentoringprogramm, das Studierende aus allen Fachbereichen mit berufserfahrenen Mentor:innen aus allen Branchen und Berufen unterstützt. Auch gibt es dort ein peer-to-peer-Mentoring, bei dem ältere Studierende Erstsemestern (Ersties) beim Start ins Studium helfen. Aber nicht nur die LMU, sondern fast alle Hochschulen bieten Euch Mentoring- oder Buddy-Programme an. Eine gute Übersicht findet Ihr hier. Falls Eure Uni nicht dabei ist, fragt einfach beim Career Service oder der Studienberatung Eurer Hochschule nach.

Wichtig: Mentoringprogramme stehen in der Regel allen Studierenden, unabhängig vom Fach, von Noten und von der Anzahl der Semester zur Verfügung! Keine falsche Scheu also beim Anmelden!


3. Was bringt mir ein:e Mentor:in?

In meiner Doktorarbeit habe ich über drei Jahre Mentoring-Tandems begleitet und untersucht, was Mentor:in und Mentee voneinander haben. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

Sowohl die Mentees als auch die Mentor:innen geben fast alle an, dass sie vom Mentoring auf unterschiedliche Art und Weise profitiert haben.


4. Warum machen Mentor:innen das?

Diese Frage stellen mir interessierte Studierende sehr häufig. Und das ist, was die Mentor:innen dazu sagen:

“Ich hätte als Student:in auch gerne eine:n Mentor:in an meiner Seite gehabt. Es gibt Fragen und Themen, die kann man mit der eigenen Familie oder den Freund:innen nicht besprechen.”
“Mir gab das Mentoring ein positives Gefühl zurück, jemanden bei der Entscheidungsfindung unterstützt zu haben, den für ihn:sie richtigen Weg eingeschlagen zu haben.”
“Durch das Mentoring habe ich meine eigenen Führungs- und Teamfähigkeiten weiterentwickelt. Ich habe durch meine:n Mentee selbst neue Perspektiven gewonnen.”
“Es ist mir wichtig, weiter den Kontakt zu jungen Menschen zu haben. Nur so bleibt man selbst auf Höhe der Zeit.”
“Im Gespräch mit meinem Mentee konnte ich auch meine eigene Karriere und meine Ziele reflektieren und neue Ideen gewinnen.”
Und wenn Ihr Euch mal selbst als Mentor:innen engagieren wollt: “Klar macht sich das ehrenamtliche Engagement als Mentor:in auch in meinem eigenen Lebenslauf gut.”


5. Ab wann kann ich mir eine:n Mentor:in suchen?

Ab jetzt! Schiebt die Suche nach Mentor:innen oder Mentoring-Programmen nicht auf die lange Bank. Ihr könnt nur profitieren und die Mentor:innen freuen sich auf Euch. In meinem Programm erlebe ich es immer wieder, dass Mentor:innen nachfragen, wann sie denn endlich eine:n Mentee bekommen oder, dass sie nach dem:der ersten Mentee gerne eine:n weitere:n betreuen würden, weil ihnen die Arbeit so viel Spaß macht.


Wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr Euch jederzeit direkt an mich wenden: stephan.pflaum@aelius-foerderwerk.de


Im nächsten Beitrag schreibe ich darüber, wie man eine gute Mentoring-Beziehung gestaltet, so dass beide Seiten davon profitieren.

 

STEPHAN PFLAUM

Stephan hier. Studiert und promoviert habe ich in Soziologie und Pädagogik an der LMU München. Zudem bin ich Personalfachkaufmann. An der Uni berate ich seit 2012 Studierende in Karrierefragen. Zuvor habe ich im Human Resources Management verschiedener Unternehmen gearbeitet. Ich freue mich also über jede Deiner Frage zu den Themen Karriere und Bewerbung (stephan.pflaum@aelius-foerderwerk.de) und schreibe zu diesen Themen im Blog.

 

Literatur-Tipps

Die Bücher müsst Ihr nicht kaufen. Über Euren Uni-OPAC könnt Ihr diese alle kostenlos als Ebook herunterladen. Wenn Ihr Probleme habt, meldet Euch direkt bei mir.


Pflaum S. (2020): Der Karriere-Kompass für Studierende. Ein Arbeitsbuch zur Selbstreflexion und Orientierung. Berlin. Vorschau


Pflaum S. / Wüst L. (2019): Der Mentoring Kompass für Unternehmen und Mentoren. Persönliche Erfahrungsberichte, Erfolgsprinzipien aus Forschung und Praxis. Berlin. Vorschau


Pflaum S. (2017): Mentoring beim Übergang vom Studium in den Beruf. Eine empirische Studie zu Erfolgsfaktoren und wahrgenommenem Nutzen. Berlin. Vorschau

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